„Ein Licht im Fenster…!“ – SPD Münzenberg gedenkt der Pogrome vor 79 Jahren

Veröffentlicht am 12.11.2017 in Presse
 

Auf dem Marktplatz in Münzenberg

(HV). Am „Kulturhaus Alte Synagoge“ im Stadtteil Münzenberg trafen sich am Freitagabend einige Mitglieder des SPD-Ortsvereins Münzenberg sowie einige Bürger Münzenbergs, um sich in einem kurzen Gedenkgang an die Geschehnisse vor 79 Jahren zu erinnern, die gemeinhin als Pogromnacht bekannt sind. Seinerzeit wurden im Nachgang der Ermordung des deutschen Legationsrates Ernst vom Rath in Paris von der NS-Staatsführung etliche Synagogen im damaligen Deutschland als angeblicher „Volkszorn“ zerstört und angezündet; von den körperlichen Übergriffen und Verhaftungen einmal ganz zu schweigen. Auch in unseren engeren Heimat fanden diese Exzesse unter den Augen der Bevölkerung statt.

Die SPD Münzenberg griff dieses immer noch schwierige Thema vor acht Jahren auf und initiierte eine Erinnerungsveranstaltung im Stadtgebiet Münzenberg, um der traurigen und schicksalsschweren Vorgänge zu gedenken. SPD-Chef Markus Herrmann ging in seiner kurzen Begrüßungsrede an die Anwesenden auf die damaligen politischen Hintergründe ein und warnte dabei vor einer Verharmlosung der schrecklichen Vorgänge, die mitunter immer noch als „Reichskristallnacht“ sinnentstellt kleingeredet werden. Unter den Anwesenden waren neben Bürgermeisterin Dr. Isabell Tammer, dem Münzenberger Pfarrer Uwe Wagner-Schwalbe auch Vertreter anderer Parteien und geschichtlich interessierte Bürgerinnen und Bürger. Die Gruppe machte sich sodann auf den Weg von der ehemaligen Synagoge über Steinweg, Spitalgasse und Steinbergstraße zum Eingangsbereich des alten jüdischen Friedhofs, der allerdings mit Rücksicht auf den jüdischen Feiertag Sabbat (von Sonnenuntergang Freitagabend bis Samstagabend) nicht betreten wurde.

Hier mahnte Sabine Vetter in bewegenden Worten zur Wachsamkeit und schilderte die zunehmend hemmungslose Verbreitung von Hass- und faschistischen Parolen in den heutigen sozialen Medien. Die „digitale Anonymität“ mache Hass und Mobbing sowie politischen Extremismus allzu einfach und meistens straffrei, so dass umso mehr diesen Umtrieben Einhalt geboten werden muss. Eine diffuse und falsch verstandene „Deutschtümelei“ sowie radikale Polit-Ansichten in Sachen Fremdenhass sowie kulturellen und religiösen Vorurteilen bereiten den Boden für Dinge, die damals in den Ausschreitungen gegen die jüdischen Mitbürger ihr erstes Ventil hatten und denkbar machten, was noch folgenden sollte. Unglaublich, was der Mensch dem Menschen antun kann, wenn Hass und Vorurteil vorherrschen sowie gesellschaftliches Maß und Verhältnismäßigkeit verloren gehen. „Nie wieder!“, war denn auch die Losung, die allen Anwesenden still aus dem Herzen sprach.

Auf dem Rückweg zur alten Synagoge ging es über die Wohnbacher Straße und dem Burgweg zum Marktplatz, wo Hagen Vetter als Münzenberger Heimatpfleger und Stadtarchivar einige interessante Daten und Fakten zur ehemals gefestigten jüdischen Gemeinde im Stadtteil Münzenberg beisteuerte. Auf dem gesamten Gedenkweg erfreuten sich die Anwesenden der zahlreich in die Fenster gestellten Kerzen und Lichter, die als stille Anteilnahme der Münzenberger Bevölkerung gewertet werden kann, lautete doch das emotionale Thema der Veranstaltung: „Ein Licht im Fenster“.

Eindringlich mahnte SPD-Vorsitzender Markus Herrmann, die Ereignisse heutiger Tage im Auge zu behalten, denn schaue man sich die Entwicklungen in Deutschland und Europa an, sei es Ungarn, Frankreich oder die Türkei, sind aktuell wieder ähnliche gewalttätige Entwicklungen gegen bestimmte Minderheiten anzutreffen. In ganz vielen Bereichen sei die Angst vor den Fremden, den Anderen, den anderen Kulturen, dem Unbekannten zu erleben. Auch in Deutschland ist dies zu verzeichnen, angesichts des Zulaufs der AfD bei der letzten Bundestagswahl. Der SPD Münzenberg ist es wichtig, die Erinnerung an die schrecklichen Geschehnisse aus dem November vor fast 80 Jahren zu bewahren. Genauso wichtig sei es allerdings auch, vor den Entwicklungen, die sich aktuell überall in Deutschland und Europa zeigen, zu warnen und zu mahnen. Die Geschehnisse aus der Pogromnacht dürfen nie vergessen werden, weil die Ursachen, die dazu geführt haben, aktueller seien, denn je!

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