Gegen das Vergessen

Veröffentlicht am 10.11.2018 in Presse
 

Vor 80 Jahren, am 9. auf den 10. November 1938 brannten die Synagogen. Der 9. November ist der Tag, an dem organisierte Schlägertrupps jüdische Geschäfte und Gotteshäuser in Brand setzten. Es ist der Tag, an dem tausende Juden misshandelt, verhaftet oder getötet wurden. Die Pogromnacht war der Auftakt zum Völkermordin Europa.

Es ist daher notwendig sich diesen Ereignissen zu erinnern. Dazu hatte der SPD-Ortsverein Münzenberg am 9. November die Bevölkerung zu einem Gedankgang eingeladen. Der Vorsitzende Markus Herrmann konnte eine stattliche Anzahl Mitbürgerinnen und Mitbürger begrüßen, die sich für den Gang zum jüdischen Friedhof in Gambach eingefunden hatten.

In seiner Begrüßung erinnerte Herrmann an die Entwicklung zum Pogrom. Die Aktionen des 9. und 10. November 1938 waren zentral angeordnet. Sie waren nicht längerfristig geplant oder vorbereitet, sondern kurzfristig nach dem Bekanntwerden des Attentats von Paris initiiert worden. Nach ihrer Ingangsetzung nahmen auch nicht organisierte Menschen in fast allen Städten in nicht unerheblichem Maß an den Ausschreitungen teil, dies gilt insbesondere für die Plünderung jüdischer Geschäfte und Wohnhäuser, aber auch für tätliche Angriffe und körperliche Misshandlungen. Auch Gambach blieb davon nicht verschont. Auch hier wurden unter der Fahne von Rassenhass und Zerstörungswut Menschen gehetzt und gedemütigt.

„Uns als SPD Münzenberg ist es wichtig, die Erinnerung an die schrecklichen Geschehnisse aus dem November vor 80 Jahren zu bewahren. Genauso wichtig ist es uns allerdings auch, vor den Entwicklungen, die sich aktuell überall in Deutschland und Europa zeigen, zu warnen und zu mahnen. Schaut man sich die Bedeutung des Begriffes Pogrom an, erfährt man, dass es sich um eine gewalttätige Ausschreitung gegen bestimmte Minderheiten handelt. In ganz vielen Bereichen ist die Angst vor den Fremden, den Anderen, den anderen Kulturen, dem Unbekannten zu erleben“, so Herrmann.

Der Stadtarchivar Hagen Vetter erinnerte anschließend an verschiedenen jüdischen Familien, die hier in Gambach lebten und auch drangsaliert wurden. Bevor es zu Deportationen in die KZ kam, suchten einige die Flucht ins sichere Ausland. Auf einer Mahntafel die am alten Rathaus in Gambach angebracht ist, befinden sich die Namen der 31 getöteten jüdischen Mitbürger.

Während des Gangs durch die Obergasse in Richtung zum jüdischen Friedhof wurde die Gruppe von Lichtern und Kerzen in vielen Fenstern begleitet. Die SPD hatten die Bewohner gebeten, sich der Vorgänge vor 80 Jahren in dieser Form zu erinnern.

Im Bereich des jüdischen Friedhofs appellierte Sabine Vetter GEGEN DAS VERGESSEN.

„Beim Gedenken an nationalsozialistische Verbrechen geht es nicht darum, dass sich alle Deutschen schuldig fühlen sollen, sondern darum, dass alle Menschen wissen sollen, warum Widerstand gegen rechte Ideologien heute notwendiger ist, denn je. Es fing nicht mit Gaskammern an. Es fing an mit einer Politik, die von WIR gegen DIE sprach. Es fing an mit Intoleranz und Hassreden. Es fing an mit Menschen, die einfach wegschauten. Gerade jetzt ist es wichtig die Vergangenheit nicht zu vergessen“.

Durch die Holzheimer Straße hielt die Gruppe vor dem Haus Hauptstraße 6. Hier befand sich die Gambacher Synagoge. Hagen Vetter berichtete, dass besonders hier die Zerstörungswut nicht Halt machte und das gesamte Mobiliar dem Mob zum Opfer fiel.

Den Schlusspunkt des Gedenkgangs vor dem alten Rathaus setzte der SPD-Vorsitzende Herrmann, der sich bei allen Beteiligten bedankte und darauf verwies, dass eine Gedenkkultur, wie wir sie in unserem Land und auch in unserer Stadt bereits seit vielen Jahren pflegen, unverzichtbar ist.

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